Ein neuer Lehrberuf, der mit Leichtigkeit auf die Anforderungen einer umweltfreundlichen Produktion reagiert.
Metalle waren jahrhundertelang der Werkstoff, wenn es um die Herstellung leichter und stabiler Strukturen ging. Heute aber haben sie eine starke Konkurrenz durch die Faserverbundwerkstoffe bekommen. Diese bestehen aus zwei oder mehreren Materialkomponenten, deren Materialeigenschaften durch die Kombination der verbundenen Werkstoffe verbessert werden. Erstmals stehen heute hochfeste und dabei leichte Werkstoffe mit überragenden Eigenschaften zur Verfügung. Besonders bei Hightech-Produkten wird durch niedrige Strukturgewichte viel Energie gespart, was die Betriebskosten senkt. Zusätzlich werden die Leistung und Nutzlast gesteigert. Der Werkstoff und das Umgehen mit den neuen Technologien brauchen eine fachkundige Ausbildung. Mit der Einführung des Lehrberufs Faserverbundtechnik reagiert man auf die Bedürfnisse der Zukunft und stellt die Weichen für großartige Karrieren, denn Fachkräfte in diesem Bereich sind sehr gefragt.
Das Geheimnis der Composites
Faserverbundwerkstoffe sind im Prinzip vergleichbar mit Stahlbeton, bei dem der spröde, formgebende Werkstoff Beton durch Stahleinlagen verstärkt wird. Anstelle von Stahl werden Fasern aus Carbon, Aramid, Glas oder Naturfasern in eine flüssige Reaktionsharzmasse, zum Beispiel Epoxidharze oder Polyesterharze, eingebettet und beim Aushärten des Harzes, in dem so entstehenden festen Formstoff, verankert. Der Vorteil dabei ist, auch große Produkte können in einem Arbeitsgang mit verhältnismäßig geringem Aufwand hergestellt werden.
Jetzt kommen die Fasern ins Spiel.
Die Fasern verleihen dem Verbund Festigkeit und Steifigkeit. Mit einem Durchmesser von einigen tausendstel Millimetern sind sie extrem dünn. Die besten Festigkeitseigenschaften weisen Werkstücke in ihrer Faserrichtung auf. Das bedeutet, ein Bauteil aus einem Faserverbundwerkstoff sollte möglichst in Faserrichtung belastet werden.
Multitalent Faserverbundwerkstoff
Je nach Einsatzgebiet werden unterschiedliche Vorteile der jeweiligen Verbundstoffe genutzt und verstärkt. Das Gewicht ist zentral, aber nur ein Faktor. Auch Eigenschaften wie Korrosions- und Chemikalienbeständigkeit, elektrische und thermische Isolation, Festigkeit, Steifigkeit, Zuglast, Biegelast, Transparenz und einiges mehr können durch gekonnte Verbindungen optimiert werden. Da der Faserverbundwerkstoff erst beim Zusammenfügen von Harz und Fasern entsteht, wird er durch die Fachkraft selbst hergestellt. Die Einsatzpalette der Faserverbundtechnologie ist groß. Kaum noch wegzudenken sind sie seit langem im Flugzeug- oder im Sportwagenbau. Anwendungen in anderen Gebieten, insbesondere auch im Maschinenbau, sind deutlich im Vormarsch. Auch die Medizintechnik arbeitet mit Faserverbundstoffen und auch im Freizeitbereich wird das Stoffwunder bei Skiern, Booten und Surfbrettern eingesetzt.
An die 25 Lehrlinge werden im ersten Jahr in Österreich ausgebildet. Interessierte Lehrlinge können auf kunststofflehre.at einen Arbeitgeber in der Region finden. „Es freut mich als Fachvertreterin für Oberösterreich sehr, dass wir diese zukunftsweisende Lehre Jugendlichen anbieten können. In den nächsten Jahren wird die Anzahl der Lehrstellen in diesem Bereich massiv steigen“, fasst Erika Lottmann zusammen.